Sie gingen gestern bei unserem Friedensmarsch vom ZOB zur Kirche Klanxbüll mit – Frauen, Kinder aus der Ukraine, die hier vor Ort angekommen sind. Sie verstanden bestimmt viele Worte noch nicht, die in der Kirche gesprochen und gesungen wurden, aber sie verstanden viel mehr als wir alle: sie hatten Bilder vor Augen, was Krieg anrichtet. Sie hatten Menschen, ganz konkrete Herzensmenschen, die sie in der Ukraine zurücklassen mussten und für die sie Kerzen anzündeten und leise beteten, sie wissen leider längst um die Brutalität von Krieg und trugen tiefe Sehnsucht nach Frieden im Herzen, nach einer Zukunft für ihr Land, nach einer Heimkehr, sobald es möglich ist, nach einem hoffentlich gesunden Zusammenfinden mit denen, die sie zurücklassen mussten. Und sie gaben uns das Gefühl, dass wir Menschen einfach zusammengehören und dass wir gemeinsam für Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit eintreten müssen. Ein paar Kerzen gegen Bomben und Raketen, gegen die Brutalität eines aufgezwungenen Krieges, gegen Flucht und Vertreibung. Ein paar Kerzen und die gemeinsame Hoffnung nach einer besseren Welt. Und ganz besonders berührte mich: da stand vorne bei den Kerzen jemand, der mit sich gerade eigentlich dicke genug zu tun haben könnte, der einer unsicheren Woche entgegensieht, mit einem Krankenhausaufenthalt und höchst unsicherem Ausgang. Aber der es sich nicht nehmen ließ zu kommen um für den Frieden zu beten und den Menschen aus der Ukraine zu zeigen: ich stehe an eurer Seite. Dietrich Bonhoeffer, Widerstandskämpfer gegen Hitler, betete im Gefängnis, in das er von der Gestapo geworfen wurde, dieses Gebet:

„Gott, zu dir rufe ich am frühen Morgen

hilf mir beten und meine Gedanken sammeln;

ich kann es nicht allein

In mir ist es finster, aber bei dir ist Licht

ich bin einsam, aber du verläßt mich nicht

ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe

ich bin unruhig, aber bei dir ist Frieden

in mir ist Bitterkeit, aber bei dir ist Geduld

ich verstehe deine Wege nicht, aber du weißt den rechten Weg für mich.

Vater im Himmel,

Lob und Dank sei dir für die Ruhe der Nacht

Lob und Dank sei dir für den neuen Tag

Lob und Dank sei dir für alle deine Güte und Treue in meinem vergangenen Leben.

Du hast mir viel Gutes erwiesen, lass mich nun auch das Schwere aus deiner Hand hinnehmen.

Du wirst mir nicht mehr auferlegen, als ich tragen kann.

Du lässt deinen Kindern alle Dinge zum besten dienen.“

Bleibt behütet!