Ein Gerechter fällt siebenmal und steht wieder auf. (Sprüche 24,16).
Das ist der Leitvers für die zweite Woche der Fastenaktion der evangelischen Kirche 2022. Eigentlich also für die letzte Woche. Aber heute Morgen fiel mir der Vers auf. Ein Gerechter fällt siebenmal und steht wieder auf. Die Helden unserer Kindheit fielen ja meistens gar nicht hin. Sie blieben aufrecht, gewannen jeden Kampf, trotzten jeder Gefahr. Die wahren Helden aber im Leben da draußen sind die, die wiederaufstehen. Sie sind nicht unverwundbar, aber so lange sie können, kämpfen sie weiter für ihre Ideale, für die gerechte Sache, für die Menschen, die ihnen anvertraut sind, für eine bessere Zukunft. Es ist nicht schwer solche Helden gerade ausfindig zu machen. Der Blick in die Ukraine, der kaum auszuhalten ist angesichts des schreckliches Leides, das die Menschen dort ertragen müssen, zeigt viele solcher Aufstehenden, solche Heldinnen und Helden. Das Mädchen, das im Bunker unter so viele verängstigte Menschen tritt und mit ihrer großartigen Stimme zu singen anfängt. Und damit so viel Mut macht. Der Priester, der Beerdigung um Beerdigung begleitet und nicht müde wird, von Gott zu erzählen, von einer Gerechtigkeit, die noch kommen wird, von einer Zukunft und auch vom ewigen Leben. Der Mann, der seine Familie verabschiedet, aber kämpfen will – für eine Zukunft seiner Kinder in diesem Land, das seine Heimat ist. Die Frau, die in der Westukraine ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger in Erster Hilfe schult, damit sie einander helfen können, wenn die Angriffe kommen. Aber auch die, die fliehen, Mütter mit Kindern, die irgendwie unterwegs Nahrung, Wasser auftreiben, die ihre weinenden Kinder trösten und selber eigentlich so viel Trost bräuchten. Helden im Aufstehen. Es macht traurig, dass die Welt ein solches Heldentum braucht. Aber sie geben Kraft, diese Heldinnen und Helden im Aufstehen. Auch uns geben sie Kraft, weil sie uns zeigen, dass Lebensumstände uns beugen können, aber dass wir zugleich widerstehen können. Dass mehr Kraft in uns steckt, als wir von uns denken. Und dass Gott seine Power uns dazugibt. Gott bewahrt uns nicht vorm Fallen. Aber er hilft beim Aufstehen. Er ist die manchmal unerklärliche Kraft, die uns noch glauben, hoffen und womöglich sogar mitten in allem Hass noch lieben lässt. Und er schickt uns Heldinnen und Helden, die uns die Hand hinstrecken, wenn wir gerade nicht selber auf die Beine kommen. Dort in der Ukraine gibt es ganz viele solcher aufstehenden Männer und Frauen. Und hier helfen Menschen, die ankommenden Flüchtlinge willkommen zu heißen und ihnen beizustehen. Rückschläge für die Hoffnung gibt es genug. Aber Aufgeben ist keine Alternative. Jesus streckt seine Hand uns entgegen. Er ist selber ein Meister im Aufstehen und sogar im Auferstehen.
Bleibt gut behütet!