Was für mutige Menschen gibt es eigentlich?! Die letzten Tage hätten wir gleich mehrere Personen mit dem Menschenrechtspreis für besonderen Mut ehren können. Da war zum einen Marina „Maria“ Owssiannikowa, die zur besten Sendezeit im russischen Staatsfernsehen mit einem Plakat im Bild erscheint, auf dem die Worte stehen: „Nein zum Krieg“ und: „Glaubt der Propaganda nicht, sie belügen euch hier!“ Ein paar Sekunden dauert der Protest, dann schaltet das Fernsehstudio weg, und Marina wird verhaftet. – Dann sind da die Ministerpräsidenten von Slowenien, Polen und Tschechien, die sich in den Zug nach Kiew setzen um dort den ukrainischen Staatspräsidenten Selenskyi zu treffen. Sie reisen mitten ins Zentrum des Krieges und geben so ein deutliches Zeichen der Solidarität mit der Ukraine und ihrer Staatsführung. -Und dann ist da noch Vater Johannes, Priester in Karabanovo in Russland, der bereits am 6. März in einer Predigt den Krieg in der Ukraine „Krieg“ genannt hat und dafür vom russischen Gericht zu einer Geldstrafe von 35.000 Rubel verurteilt wurde. In seiner Verteidigungsrede sagte er u.a.: „Ich habe das Wort Krieg verwendet, weil weder die Bibel noch das Evangelium eine ,besondere Operation‘ kennt. Jeder Konflikt, der zu Aggression und Blutvergießen führt, wird in der Bibel als ,Krieg‘ bezeichnet. Und ich kann nicht anders, als dafür zu beten, dass dieser gestoppt wird.“ Was für mutige Menschen – und es gibt noch andere Beispiele von unglaublichem Mut in diesen Tagen! Manchmal frage ich mich, wieviel Mut ich wohl entwickeln würde in einer solchen Situation, oder ob mich nicht vielmehr die Angst lähmen würde! Ich hätte mir allerdings, ich muss es zugeben, gewünscht, dass der Vorschlag des Staatspräsidenten Selenskyi von vor zwei Wochen, dass nach Kiew alle Religionsführer kommen sollten um damit ihre Solidarität mit dem ukrainischen Volk und ihren Wunsch nach Frieden zu unterstreichen, auf einen größeren Nachhall gestoßen wäre. Allen Sicherheitsbedenken zum Trotz. Ich würde es ein starkes, mutiges Zeichen finden, wenn der Metropolit der russisch-orthoxen Kirche, Kyrill, nach Kiew käme um dort für den Frieden zu beten und seinen ukrainisch-orthodoxen Brüdern und Schwestern die Hand zu reichen. Ich würde mir Kirche mutiger wünschen, wohl wissend, dass ich selber ein Teil dieser Kirche bin. Christinnen und Christen könnten so viel mehr bewirken auf der Welt, wenn sie nur mehr zusammenfänden und mutig wären! Wir können beten. Für die, die momentan ganz besonders viel Mut beweisen. Und für die, die momentan etwas mehr Mut ganz gut gebrauchen könnten. Und damit sicher auch für uns alle! Gott sagt: „Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen! Sei getrost und unverzagt.“ (Josua 1,5-6)

Bleibt behütet!