Habt ihr ihn gestern gesehen? Hat er euch womöglich etwas Schlaf gekostet? Der - Vollmond am Himmel? Der letzte Vollmond vor Frühlingsanfang. Deshalb ist Ostern in diesem Jahr so spät. Denn in drei Tagen ist bereits Frühlingsanfang. Und Ostern ist immer am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühjahrsanfang. Also dauert es jetzt noch mal vier Wochen, bis wieder Vollmond ist, und also viereinhalb Wochen bis Ostern. Und doch geht die Zeit für viele ja oft rasend schnell um. Viereinhalb Wochen bis Ostern. Wie wird es bis dahin aussehen in der Welt? Viereinhalb Wochen – wir mussten gerade lernen, dass innerhalb von Tagen, Wochen ganze Weltbilder ins Wanken kommen können, Sicherheiten wegbrechen, existentielle Ängste da sind. Aber am schlimmsten ist momentan die Hilflosigkeit beim Anschauen dieser schlimmen Bilder: Bombenangriffe auf entsprechend gekennzeichnete Krankenhäuser, Zerstörung ganzer Städte. Beschuss sogar von Flüchtlingsströmen. Pure Verzweiflung. „Herr, warum stehst du so ferne, verbirgst dich zur Zeit der Not?“ (Psalm 10,1). So fragt die heutige Tageslosung. Sie könnte nicht aktueller sein. Steht Gott ferne? Oder habt ihr ihn gesehen? Flüchtend mit einem Kind auf dem Arm? Oder in gelber Weste, als Helfer oder Helferin in einem der Flüchtlingslager hinter der polnischen Grenze? Hast du ihn nicht gesehen am Steuer des Konvois, der Hilfsgüter gerade Richtung Ukraine fährt? Ob er auch hinter der Waffe des Ukrainers steht, der seine Heimat und alles, was ihm so viel bedeutet, mit seinem Leben verteidigen will? Oder ist er eher bei dem, der seine Waffe weglegt, weil er unsicher wird, ob der Preis von all dem nicht zu hoch ist? Ich weiß es selber nicht mehr genau. Freiheit ist Gott etwas ganz Wesentliches, das durfte das kleine Volk Israel schon oft erleben, dass sich so oft gegen eine Übermacht verteidigen musste. Und der Weg zu Versöhnung und Friede ist ihm wichtig. Und Hilfe, nicht nur reden, handeln, etwas tun. Fern ist er nicht in diesen Tagen, unser Gott. Sehr nahe begegnet er uns in denen, die leiden. In denen, die helfen. In denen, die sich so zerrissen gerade fühlen, wie es ihn gerade zerreißt.

Bleibt behütet!