Freuen – das ist die Überschrift für die vierte Woche der Passionszeit bei der Fastenaktion der Evangelischen Kirche in Deutschland in diesem Jahr. Und erzählt wird hierbei Jesu Gleichnis vom Senfkorn: Das Himmelreich gleicht so einem Senfkorn, das ein Mensch auf seinen Acker sät als das kleinste unter den Samenkörnern – und dann wird daraus ein großer Baum, dass die Vögel in seinen Zweigen wohnen. (Matthäus 13,31-32). Freude – ein Wort wie aus einer anderen Welt in diesen Tagen, wo uns allen das Freuen gerade schwer fällt. Zu groß ist die Not unweit unserer Haustür dort in der Ukraine. Und manche Sorgen in unserem Land haben auch Gewicht: hohe Preise. Angst vor einer Coronaansteckung. Die drohende Klimakatastrophe. Und immer wieder der Krieg. Manchmal empfinde ich dann doch so einen Moment der Freude. Am Samstag waren wir einfach mal in Familie spontan Frühstücken in Niebüll. Irgendwie auch ein komisches Gefühl – darf man frühstücken gehen, schön in einem Café, wenn wo anders Menschen leiden und sterben? Und doch tat es so gut in Familie zusammenzusitzen, den Augenblick, der uns momentan noch kostbarer geworden ist in dieser unsicheren Weltlage, zu genießen und mal über ganz anderes reden zu können. Das Himmelreich gleicht einem Senfkorn, das zum Baum wird. Das ist die Freude der Bibel: das aus wenig so viel werden kann. Aus einem Schritt ein großartiger Weg. Aus einer Tat eine notwendige Revolution. Aus einem Wort ganz viel Trost. Aus einem Moment voller Glück ganz viel Dankbarkeit. – Ich denke an das Mädchen, das im Bunker in Kiew auf einmal zu singen anfängt: ein Lied aus einem Disney-Musical. Und auf einmal ist für einen Moment die ganze Trostlosigkeit und Angst weg. Und Menschen versenken sich in die Musik, in die Stimme. Ein Moment der Stärkung, unbezahlbar! Ein Senfkorn. Mehr ist es vielleicht nicht. Wenn wir hier eine Spende überweisen, Drogeriebedarf für einen Hilfstransport sammeln, einen Flohmarkt für ukrainische Flüchtlingsfamilien, die hier ankommen, planen. Und doch – für die, die mitmachen. Ist es ein Trost etwas tun zu können. Und für die, für die das ganze gedacht ist, vielleicht doch ein Gefühl angekommen und willkommen zu sein. Vielleicht fangen so Bäume in den Himmel zu wachsen an wie in Jesu Gleichnis! Bleibt behütet. Vergesst nicht die Freude. Und vertraut, dass mit Gottes Hilfe aus kleinen, unsicheren Anfängen etwas Großes werden kann. Und was Hoffnung gibt, ist immer groß!