In 9 Monaten ist Weihnachten. Ja, in neun Monaten. Und darum ist heute der Tag von Mariae Verkündigung – der Tag, an dem Maria erfuhr, dass sie schwanger ist und den Gottessohn gebären wird. Kein Gedanken momentan an Weihnachten? Zugegeben, das kann ich verstehen. Wir genießen die Sonne, die länger werdenden Tage und wollen jetzt gar nicht in die dunkle Jahreszeit zurück. Und Weihnachtsstimmung kann auch gar nicht aufkommen, wenn wir die Welt betrachten wie sie ist: grausame, menschenverachtende Zerstörung in der Ukraine, wie wir sie nie und nimmer im Herzen von Europa erwartet und dem russischen Herrscher zugetraut hätten. Und das unverhohlene Drohen mit dem Einsatz von Atomwaffen, das alle Humanitas – alle Menschlichkeit ad absurdum führt. Was haben wir entgegenzusetzen? Ein kleines Kind in der Krippe? Es ist das Kind, von dem Maria kurz nach der Begegnung mit dem Engel Gabriel, der ihr die Schwangerschaft verkündet, sagt: „Seine Barmherzigkeit währt für und für bei denen, die ihn fürchten. Er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn. Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. Die Hungrigen füllt er mit Güter und lässt die Reichen leer ausgehen. Er gedenkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf.“ Kein liebliches Baby, das niemand weh tut. Sondern ein mächtiger Herrscher, der Gottes Solidarität mit den Kleinen und Unterdrückten auf die Erde bringt und einmal dafür sorgen wird, dass , wer eben noch über Leichen geht, ganz klein da stehen wird, und wer eben noch am Boden lag, mit neuer Kraft aufersteht. Gott ist parteiisch – er hält es mit denen, denen Unrecht geschieht. Mit denen, die leiden. Mit denen, die am Leben bedroht und denen ihre Herzensmenschen genommen werden. Er steht dafür, dass einmal alles anders werden soll und Dinge sich umdrehen. Wenn wir das Kind in der Krippe vor Augen haben und die Seligpreisung: Selig die Sanftmütigen im Ohr – sollten wir diese Seite des Messias nie vergessen: er ist ein kämpferischer Anwalt der kleinen Leute und aller, die unterdrückt werden. Und fürchten müssen ihn die, die ohne Rücksicht über Leichen gehen. Vielleicht gar nicht so unpassend, unter diesem Blickwinkel heute mal an Weihnachten zu denken. Und vielleicht sich schon etwas zu freuen auf das Kind in der Krippe mit der gewaltigen Botschaft!
Seid behütet!
Foto: Mariae Verkündigungskirche in Nazareth