Gestern war eine klare Botschaft in der Tageslosung zu lesen: „Wer dem Geringen Gewalt tut, lästert dessen Schöpfer.“ (Sprüche 14,31). Wieviel Lästereien werden täglich gegen Gott vollführt? Wie vielen wird Gewalt angetan, die dieser Gewalt hilflos ausgeliefert sind? Die Nachrichten zeigen uns die Bilder dazu: Krankenhäuser, Wohnblocks, ein Theater, in das viele Schutzsuchende geflüchtet sind, werden gezielt beschossen, Und selbst Menschen, die mit ihren wenigen Habseligkeiten auf der Flucht sind, müssen mit ständiger Angst vor gewaltsamen Übergriffen und Beschuss leben. Wie oft wird Gott jeden Tag verlästert? Nicht erst seit dem Krieg Putin-Russlands gegen die Ukraine. Hungernde Menschen in vielen Ländern dieser Erde, für die sich kaum eine Öffentlichkeit interessiert. Kinder, die in unserem Land missbracht werden, in ihren eigenen Familien oder in Institutionen wie den Kirchen. Menschen, denen zutiefst Unrecht geschieht, und viele könnten es wissen und keiner greift ein. Und vielleicht kannst du auch eine eigene Geschichte erzählen, wo dir Gewalt angetan wurde, und du warst dem so hilflos ausgeliefert. Es muss keine körperliche Gewalt sein, es können Worte sein, die verletzen, Gesten, die weh tun, Ausgrenzung, die dich viel Kraft kostet und das Gemüt so beschwert. – Mit all dem wird unser Schöpfer gelästert. Sagt die Bibel. Das heißt doch zugleich: hinter jedem, jeder, der, die so wehrlos zum Opfer wird, steht Gott persönlich. Gott will, dass wir einander mit Achtung und Respekt begegnen. Dass wir einander beistehen und helfen. Und dass wir besonders für die da sind, die Hilfe brauchen, weil sie gerade so viel mitmachen müssen im Leben – und die auch ein Recht darauf haben geholfen zu bekommen! – Was wir einem anderen antun, tun wir Gott an – sei es an Bösem oder an Gutem. Und Gott ist besonders bei denen, die in der Gesellschaft keine große Lobby haben. Die mit geringem Ansehen. Die haben es besonders verdient, dass wir Halt machen, uns ihnen zuwenden, ihnen aufhelfen, ihnen Hoffnung geben! Letzte Woche saß jemand bettelnd in der Fußgängerzone in Niebüll. Ich war so perplex in dem Moment. Ich habe es gar nicht gleich realisiert. Ich hatte es eilig. Ich ging weiter. Ich ärgere mich über mich. Da war Gott so nahe – und ich ließ ihn einfach hocken … Ich nehme diese Bibelworte mit in die neue Woche. Und hoffe, dass die Welt sich ändert. Und ich mich auch. Dass wir die vielen Weisen entdecken, in denen uns Gott gegenübersteht. Wo wir klagen: Gott, wo steckst du eigentlich - da sagt er: Ich bin dir längst begegnet. Und du hast mich nicht gesehen! – Bleibt behütet und achtsam! Da heute auch der Todestag von Meister Eckhart, einem mittelalterlichen Mystiker, ist, hier noch ein starkes Zitat von ihm: „Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart. Der bedeutendste Mensch ist immer der, der dir gerade gegenübersteht. Das notwendigste Werk ist stets die Liebe.“
Foto: Die Kirche der Brotvermehrung in Tabgha in Israel – wo Jesus sich Menschen, die Hunger hatten, zugewandt hat.