Butscha – deine Kinder liegen auf der Straße.
Butscha – sie wollten nur ihr nacktes Leben retten, irgendwie diesen Krieg überstehen.
Butscha - sie haben doch nur mal kurz den Bunker verlassen.
Butscha – sie saßen im Auto, auf dem Fahrrad, gingen zu Fuß und vollkommen unbewaffnet, als die todbringende Kugel sie traf.
Butscha – manche hatten sogar gefesselte Hände. Wehrlos erschossen, ermordet, hinterrücks.
Butscha – vor der Kirche ist ein riesiges Massengrab. Deine Söhne und Töchter liegen darinnen, ermordet von denen vom Brudervolk.
Butscha – die Menschlichkeit liegt zerschlagen irgendwo dort draußen auf den Straßen. Die Barmherzigkeit hat man zum Teufel geschickt.
Butscha – wie kann ein Mensch das ertragen: diese Bilder? Wie könnte aus solchem Unrecht je ein Vergeben erwachsen, Versöhnung eines Tages möglich werden?
Butscha – sie wollten dich zum gottlosesten aller Orte machen.
Es ist ihnen gelungen.
Aber doch nicht ganz. Denn Gott ist überall gegenwärtig in deinen Gassen. Noch immer. Und jetzt erst recht. Er liegt auf den Straßen. Er ist begraben in finsteren Gräbern. Er fließt aus Tränen tausender Gesichter. Er ist im Entsetzen all derer, die die Bilder sehen. Er ist da, wo Menschen leiden, und leidet mit, lässt zu, dass alles, für das er steht, mit Füßen getreten wird: Die Liebe, die Hoffnung, den Glauben. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“, betet Jesus am Kreuz. Und stirbt mit all denen in Butscha, die grausam zugerichtet sind.
Und wird auferstehen. Mit all denen, die im Leiden seine Schwestern und Brüder sind. Er ist schon dabei. Die Liebe steht auf. Die Gerechtigkeit wird aufstehen. Die Hoffnung wird eines Tages wachsen. Und Butscha wird niemals vergessen werden. Und die Menschlichkeit wird sich irgendwann wieder durch die Tür hineintrauen.
Butscha. Gott, sei bei deinen Kindern, die, die in deinen Mauern leben und die, die nun bei Gott leben.
Butscha – in dir hat Gott längst seine Hütte gebaut und wird bleiben. Und hält dich weinend im Arm. Ohne Worte. Mit unendlicher Liebe.