Wie wird Friede? Ich wüsste es so gerne! So verfahren wirkt die ganze Situation! Wie wird Friede? Indem wir Waffen liefern, die töten? Oder indem wir keine Waffen liefern und zusehen, wie getötet wird? Wie wird Friede? Wie kann das einmal gehen: Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine? Nach all dem Morden und der Brutalität, mit der Putins Militär gegen die Ukraine, gerade auch gegen die Zivilbevölkerung, vorgeht? Wie wird Friede?

Vor 88 Jahren, fünf Jahre vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, hat dazu Dietrich Bonhoeffer auf einer ökumenischen Weltjugendkonferenz Bemerkenswertes gesagt: „Wie wird Friede? Durch ein System von politischen Verträgen? Durch Investierung internationalen Kapitals in den verschiedenen Ländern? D.h. durch die Großbanken, durch das Geld? Oder gar durch eine allseitige friedliche Aufrüstung zum Zweck der Sicherstellung des Friedens? Nein, durch dieses alles aus dem einen Grunde nicht, weil hier überall Friede und Sicherheit verwechselt wird. Es gibt keinen Weg zum Frieden auf dem Weg zur Sicherheit. Denn Friede muss gewagt werden, ist das eine große Wagnis, und lässt sich nie und nimmer sichern. Friede ist das Gegenteil von Sicherung. Sicherheiten fordern heißt Misstrauen haben, und dieses Misstrauen gebiert wiederum Krieg.“ – Wichtige, bis heute aktuelle Worte! Frieden braucht Vertrauen. Aber wie kann Vertrauen wieder entstehen? Es wird viel Zeit, viel Einsatz, viel Bemühen auf beiden Seiten erfordern … Und viel Einsicht, Schuldbekenntnis, überzeugende Gesten auf Seiten derer, die sich gerade als die Aggressoren gebärden. Wie wird Frieden? Das für mich so Bemerkenswerte an Dietrich Bonhoeffer ist, dass er bei dieser ursprünglich pazifistischen Grundeinstellung nicht geblieben ist, sondern später den Weg in den gewaltsamen Widerstand gegen Hitler gefunden und das Attentat vom 20. Juli 1944 mit vorbereitet hat. Überzeugt war er immer, dass wir als Christen schuldig werden, wo wir auf Gewalt setzen. Aber dass wir auch schuldig werden, wenn wir Gewalt nur zuschauen. Es ist besser dem Rad in die Speichen zu fallen als nur die Opfer , die unter das Rad gekommen sind, zu verbinden, so hat er das in einem Vortrag über die Aufgabe von Kirche kurz nach Hitlers Machtergreifung formuliert. – Wie wird Frieden? Ich weiß es einfach nicht. Ich kann nicht gut zusehen bei den Bildern im Fernsehen. Ich denke, wir müssen was tun. Wir müssen dem ukrainischen Volk helfen. Aber was hilft wirklich, auf Dauer, langfristig? – Wenn wir ratlos sind, unsicher, zweifelnd, verzweifelt – dann brauchen wir Worte aus der Bibel, die uns einfach vergewissern: über uns ist einer, der weiß den Weg zum Frieden. Über uns ist einer, der sieht das Leid und die Tränen. Über uns ist einer, bei dem ist Urteil, aber auch Vergebung. Über uns, um uns, in uns ist einer, der hat uns noch nicht aufgegeben. Über uns, um uns, in uns ist einer, bei dem Frieden ist, Zukunft, Hoffnung. So lange er da ist, müssen wir Entscheidungen treffen - aber dürfen vertrauen: einmal soll, muss, wird alles gut werden. Ich weiß nicht, wie. Gott weiß es. Wie sagt die Losung für heute: „Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit.“

Bleibt behütet

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Foto: Wie wird Versöhnung? Mit den Konfis waren wir im Juni noch auf Spurensuche zu diesem Thema in der Gedenkstätte in Ladelund.

Foto: Sigrid Brandenburg