Puh, die Heiligen verlangen aber auch einiges ab – gestern erst einmal die Zweige der heiligen Barbara in die Vase gestellt, nun bloß nicht den Stiefel vergessen, der in der Nacht für den heiligen Nikolaus bereit stehen sollte, damit er ihn auch füllen kann – heimlich und unerkannt, wie er am liebsten arbeitet! – Aber es sind doch wunderbare Tage. Das Vorbild von Menschen vor langer Zeit leuchtet auf vor unseren Augen. Und Brauchtümer haben sich entwickelt, die auch der Seele gut tun: ein blühender Zweig mitten im Winter. Ein mit Naschwerk gefüllter Stiefel in dieser Wartezeit auf Weihnachten hin. Und so manchen Nachahmer hat Nikolaus ja längst gefunden – Menschen, die in diesen Tagen selber mit Gewand und Sack bepackt durch die Gegend gehen um Groß und Klein mit ein paar Gaben zu erfreuen! – Gewiss mag sich so manche Legende um diesen und jene Heilige geschlungen haben. Aber ein wahrer Kern steckt ja meistens hinter den Erzählungen. Und Heilige leuchten durch ihr Beispiel: wie sie, oft in Zeiten, als Glaube an Gott und Jesus lange nicht gesellschaftsfähig war, oft sogar mit Verfolgung geahndet wurde, fest zu ihrem Glauben standen, alles dafür gaben, sogar bereit waren ihr Leben hinzugeben: was für eine Überzeugung muss sie da erfüllt, was für eine Liebe zu Gott beflügelt haben. Und wie Menschen sich von der Not anderer berühren ließen und bereit waren zu geben, selbstlos, Hab und Gut, um anderen zu helfen. Während die einen debattierten, wer etwas tun müsse und die anderen erklärten, sie können nichts ändern, haben sie längst gehandelt. Ein Zweig in der Vase und ein gefüllter Stiefel: schöne Erinnerungshilfen! Und dazu die Losung für heute: „Lehre mich tun nach deinem Wohlgefallen, denn du bist mein Gott; dein guter Geist führe mich auf ebener Bahn.“ (Psalm 143,10). Also, Stiefel putzen und bereit stellen – und sich überraschen lassen! Bleibt behütet!