Im Kindergarten meiner Vikariatsgemeinde in Landau-Nussdorf gab es an Nikolaus immer einen großen Auftritt: der Nikolaus kam mit einem Weihnachtsengel, las aus einem großen Buch zu jedem Kind etwas vor, und dann wurden die Geschenke verteilt! Gerne denke ich an die beiden, den Nikolaus und seinen Engel, die das immer so schön gemacht haben. In Hessen durfte ich in den letzten Jahren selber in einem Nachbarskindergarten, wo ich unbekannt genug war, in die Rolle des Nikolaus schlüpfen – die Kinder wollten so viel wissen, ich war immer ganz schön aufgeregt vor diesen Auftritten, aber staunte auch über die Freude der Kinder, ihren Wissensdrang, die Gedanken, die sie sich machten. Und immer kam die Geschichte des heiligen Nikolaus vor, der schon damals in Myra den Menschen geholten hat. Besonders schön fand ich immer die von dem vollbeladenen kaiserlichen Getreideschiff, das in Myra anlegte, während dort eine große Hungersnot herrschte. Das Ziel des Schiffes war die kaiserliche Hauptstadt Konstantinopel, für den Kaiser war die Ladung bestimmt. Nikolaus nahm all seinen Mut zusammen und verhandelte mit dem Kapitän, ob nicht ein Teil der Ladung bei den hungernden Menschen in Myra verbleiben könnte. Und weil der Kapitän sich darauf nicht einlassen wollte, gab Nikolaus ihm sein Wort: es werde ihm in Konstantinopel an keinem Getreide fehlen! Sie machten einen Deal. So lange dürfen Säcke Getreide ausgeladen werden, so lange das Schiff dadurch nicht leichter werde. Ein Kreidestrich auf Höhe des Wasserstandes am Schiffsrumpf sollte den Beweis erbringen. Es war doch unmöglich! Das Schiff musste doch leichter werden, also steigen, wenn Getreidesäcke ausgeladen würden. Aber das Wunder geschah. Nikolaus ließ Sack um Sack Getreide ausladen, und das Schiff wurde nicht leichter, stieg nicht im Wasser. Endlich war genug Getreide ausgeladen, um die Menschen in Myra durch den Winter zu bekommen und um im nächsten Frühjahr auch wieder neu aussäen zu können. Und dem Schiff soll es in Konstantinopel am Ziel seiner Reise auch wirklich an keinem Getreide gefehlt haben. Was für eine Geschichte: was da ist, reicht, wenn wir es nur gerecht verteilen! Die, die eh schon viel haben, kommen deshalb nicht zu kurz. Aber die, die in Not sind, können überleben! Können wir dieses Vertrauen mitnehmen in diesen Winter, wo hier Menschen ganz schön zu knapsen haben, während andere weiter gut und ohne nennenswerte Einschränkungen zurecht kommen? In diesen Winter, wo aber in der Ukraine ganz andere Nöte und Herausforderungen warten als bei uns, und weltweit angesichts so vieler Hungersnöte eben auch?! Könnte das, was noch da ist, auch bei uns – noch mehr und weiter reichen, wenn wir es nur richtig und fair angehen? Ist unsere Solidarität nun schon ausgereizt – oder kann Gott unsere Herzen noch mehr bewegen, für die nächsten Nächsten und auch die ferneren Nächsten? Manchmal täte so jemand wie Nikolaus gut – der voll Zuversicht die Ärmel hochkrempelt, die entscheidenden Anweisungen gibt, voll Gottvertrauen ist und dafür sorgt, dass niemand zu kurz kommen muss. Und dabei selbst mit vorangeht. Habt einen gesegneten Nikolaustag! Heute morgen – da war was los … So brav war ich ja eigentlich gar nicht … Aber dankeschön, lieber Nikolaus!