„Nun wollen wir ein Licht anzünden, den Weg nach Bethlehem zu finden, den Weg nach Bethlehem.“ So textet Rudolf Otto Wiemer ein Weihnachtslied, das ich heute meines Wissens das erste Mal gesungen habe – Ines Karkossa-Johannsen hat es für den Klanxbüller Gottesdienst ausgesucht. Eingängig ist die Melodie, bewegend der Text: von engen Gassen ist die Rede, vielen Stufen, aber auch von dem Stern, der funkelt und den Weg weist. Und schließlich von einer niederen Tür, vor der man sich bücken muss, um zur Krippe zu gelangen. – Ich muss an meine erste Reise nach Israel denken. 10 Jahre müsste es her sein. Da stand ich vor der Geburtskirche in Bethlehem. Niedrig war die Eingangstür. Ganz bewusst so konzipiert, damit niemand auf die Idee kam als Wallfahrer und Pilger womöglich zu Pferde in die Kirche einzureiten. Aber der Kircheneingang zur Geburtskirche ist wirklich extrem niedrig, damit sich alle, die die Kirche besuchen müssen, erst einmal klein machen, bücken müssen um hindurchzupassen. Eben weil Gott sich ja auch klein macht für uns Menschen. Er wird ja Mensch wie wir und fängt klein an als Kind. Das ist das Besondere von Weihnachten, und das ist das Besondere dieses Gottes, an den wir glauben: er ist sich nicht zu schade sich klein zu machen. Er kommt nicht, damit zu ihm aufgesehen wird, sondern dass wir ihn mitten unter uns finden. Seine Wunder sind manchmal Wunder, bei denen man sich bücken muss, wie wenn wir vor einem Kind in die Hocke gehen oder nach einem Regenwurm auf dem Boden schauen und staunen. Er macht sich klein, um uns aufzurichten und zu zeigen: du bist nie zu klein für eine große Aufgabe. Mit Gottes Hilfe kannst du alles schaffen! Gott macht sich klein und kommt durch niedere Türen. Da, wo wir ihn nicht vermuten. Sitzt mit uns zu Tisch. Sitzt an unserem Bett, wenn wir nicht schlafen können. Ist sich nicht zu schade, jemandem die schmutzigen Füße zu waschen, wäre sich auch nicht zu schade Windeln zu wechseln oder bei dem Obdachlosen unter der Brücke zu schlafen. Wo wir dieser Spur folgen, können wir dem Gotteskind auf den Fersen bleiben. Wo wir uns voreinander nicht groß aufbauen, sondern auch mal klein machen können um dem anderen zur Seite zu stehen: da ist Jesus zum Greifen nah. – Das Besondere an der Geburtskirche ist: ist man erst einmal eingetreten, öffnet sich ein riesig weiter Kirchenraum. Wir können uns hinter dem Eingang wieder strecken und aufrichten. So wie dieses Kind gekommen ist um uns aufzurichten. Das ist Weihnachten! – „Und leuchten aberhundert Kerzen, der Weg, der geht durch unsre Herzen, der Weg nach Bethlehem.“ So endet der Liedtext von Rudolf Otto Wiemer. Einen gesegneten dritten Advent!

 

Foto: Der Eingang zur Geburtskirche in Bethlehem. Macht euch klein!