1710 Agape BeitragsbildDarf Abendmahl auch „Online“ gefeiert werden? Das heißt also: ein Gottesdienst wird live gestreamt und in die Häuser übertragen, und dort sitzen Menschen zusammen, haben Wein oder Traubensaft und Brot auf dem Tisch stehen, und nachdem der Priester oder Pastor via Bildschirm aus der Kirche die Einsetzungsworte gesprochen und die Abendmahlsliturgie gefeiert hat, reichen sich die zu Hause vor dem Bildschirm versammelten Menschen gegenseitig Brot und Kelch, sagen vielleicht noch: „Christi Leib für dich gegeben, Christi Blut für dich vergossen“ oder, einfacher: „Von Jesus: für dich!“ – und feiern vollgültig das Abendmahl zu Hause mit. Es wäre eine Chance gewesen in diesen einschneidend besonderen Zeiten momentan, in denen Kirchen für Gläubige verschlossen, öffentliche Gottesdienste nicht möglich sind, aber seelische Not und Herzensangst wächst: wenn in diesem Jahr diese bisher nicht übliche Form des Abendmahls von Kirchenleitungen als legitim und möglich abgesegnet worden wäre!

Es hat mir gestern schon etwas gefehlt. Als wir am Essenstisch saßen – da kamen nicht einmal meine Mädels in diesem Jahr auf die Idee mir von einem großen Kaffeefleck auf dem Hemd oder irgendeiner Spinne auf dem Kopf etwas zu erzählen, um dann „April, April“ zu rufen. Oder als ich in der Zeitung las – da findet man doch jedes Jahr irgendwo versteckt eine merkwürdige oder witzige Meldung, die sich dann als Aprilscherz herausstellt. In diesem Jahr: nichts. In diesem Jahr traut sich kaum jemand – die Lage ist wirklich ernst bei uns und in der Welt, in Zeiten der Pandemie. Dabei hätte es Meldungen geben können: Sommerferien fallen aus – Kultusministerin von Schleswig-Holstein streicht die Sommerferien, damit die verlorenen Schulstunden nachgeholt werden können und weitere Ansteckungsgefahren wegen möglicher Urlaubsreisen vermieden werden.

Ich habe ihn gestern gesichtet. Den ersten Regenbogen. Wie, fragt ihr vielleicht etwas überrascht, gestern gab es doch keinen Regen und so auch keinen Regenbogen, was soll das denn? Doch, in der Dorfstraße in Emmelsbüll gibt es einen, am Mathildenhof: ein großer, schöner Regenbogen ist da zu sehen, der auch nachts nicht verschwindet. Von Kinderhänden liebevoll gestaltet. Er ist Teil einer weltweiten Aktion anlässlich der Coronakrise und soll unterstreichen: Wir bleiben zu Hause. In Italien ist diese Aktion entstanden. Regenbogen werden gemalt: damit Kinder eine Aufgabe haben, und damit sie, wenn sie mal draußen unterwegs sind, an anderen Häusern erkennen, dass da auch Kinder sind, die jetzt viel Zeit zu Hause verbringen müssen.

Heute war unsere Rückfahrt geplant. Vier Tage Konfirmandenfreizeit in Bremerhaven. Die Abschlussfahrt nach einem Jahr gemeinsamem Unterricht sollte es werden, Bremerhaven haben sich die Jugendlichen selber als Ziel ausgesucht. Das Klimahaus wollten wir besuchen, einen Blick ins Auswandererhaus werfen, freie Zeit genießen, einen Gottesdienst in Bremerhaven erleben, eine Hafenrundfahrt machen und einfach auch ganz viel Spaß haben, vier Wochen vor dem geplanten Vorstellungsgottesdienst und den im Mai dann folgenden Konfirmationen. Seit Anfang März 2020 ist alles anders. Die Freizeit mussten wir absagen. Die letzten Proben für den Vorstellungsgottesdienst konnten alle nicht mehr stattfinden. Für die Konfirmationen im Mai haben wir nun Ausweichtermine im September gefunden.

Unser heutiger Morgenimpuls kommt von Pfarrer Günter Hirt, in Horsbüll zu Hause, vielen in unserer Region sehr bekannt als auch im Ruhestand noch sehr aktiver katholischer Pastor und Seelsorger und Organisator der segensreichen Lebens-hausarbeit in Uganda:

„Wir können nicht auf etwas vorbereitet sein, wenn wir eigentlich glauben, dass es gar nicht geschehen wird.“ Diese Feststellung von Nelson Mandela bezog sich ursprünglich wohl auf die politische Lage in Südafrika und das Bemühen um Änderung zum Guten. Mandela glaubte daran, dass sich wirklich etwas zum Guten wenden lässt – und er engagierte sich total dafür. Seine Grundaussage können wir heute auch anwenden auf die Fragen um Klimawandel, um Flüchtlingselend und jetzt auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Ich brauche und will hier nicht bekannte Details wiederholen. Statt dessen frage ich mich und euch: Glaube ich, glaubst Du, dass der Wandel, die Umkehr wirklich (noch) geschehen kann? Wenn ja, welche Schritte gehe ich dafür ganz konkret? Und die Ermutigung dazu finde ich in Gottes Zusage, dass ER immer bei uns ist. Das macht frei zum Handeln und lässt uns auf die Zukunft vorbereiten – Heil für alle erbittet in Dankbarkeit

Euer Günter Hirt, Pfarrer i.R.

Nun läuten sie also – die Glocken der gut 1000 Kirchen unserer Nordkirche, und das in der Regel alle um 12.00 Uhr: Läuten als Ruf zum Gebet für unser Land und für die anderen Länder, die von der Pandemie betroffen sind. Gebet für Ärztinnen, Ärzte, Schwestern und Pfleger, für Erkrankte und von Erkrankung Bedrohte, für Menschen in Quarantäne und die, die für sie sorgen. Gebet für Menschen, die existentielle Sorgen haben, weil ihr Geschäft nun geschlossen hat und die Aufträge wegbrechen. Gebet für die Verkäuferinnen und die LKW-Fahrer und die Polizisten und die Postzusteller und die vielen, die weiter im Einsatz sind. Beten dafür, dass bald ein Heilmittel gegen Corona und auch ein Impfstoff gefunden wird. Und noch für so viele andere Anliegen in dieser schweren Zeit.