Ich liebe es bei Jesus: dass er auch die kleinen Schritte sieht und zu würdigen weiß. Dass er niemanden übersieht: Nicht den kleinen Zöllner Zachäus im Baum, nicht die kleine Gabe der armen Witwe, nicht die Kinder, die zu ihm wollen mit ihren Müttern, nicht die Blumen auf dem Felde. Ich liebe es bei Jesus, dass er Mut macht einfach anzufangen. und die Verheißung gibt, dass aus kleinen Anfängen etwas Großes werden kann. So auch im Gleichnis vom Senfkorn, einer der Texte der diesjährigen Fastenaktion der Evangelischen Kirche in Deutschland: „Das Himmelreich gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und auf seinen Acker säte; das ist das klenste unter den Samenkörnern; wenn es aber gewachsen ist, so ist es größer als alle Kräuter und wird ein Baum, dass die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen in seinen Zweigen.“ (Matthäus 13,31-32). Ob das gestern ein Senfkorn ist: die Gespräche der beiden Verhandlungsdelegationen von Ukraine und Russland, endlich wieder von Angesicht zu Angesicht? Mit der Ankündigung der russischen Seite, den Beschuss etwa von Kiew zurückzufahren? Mit dem Angebot der Ukraine auf die Nato-Mitgliedschaft zu verzichten, wenn das Land dafür Sicherheiten zugestanden bekommt? Mit der Aussicht, dass die beiden Präsidenten womöglich bald selber zum Verhandeln zusammenkommen? Wir müssen doch hoffen, die Menschen dort müssen doch hoffen, sonst ist alles ja ganz verloren. Und wir müssen beten darum, denn auch ein Gebet ist ein Senfkorn, wie es Jesus beschreibt. Und dann geschehen weiter Taten. Kleine, wunderbare: Flüchtlinge werden begrüßt, Räumlichkeiten in unseren Dörfern hergerichtet, die Grundschule macht einen Basar und spendet Hunderte Euro an die Ukrainehilfe, hier wird gesungen für den Frieden, dort demonstriert.
In einem Lied von Ludger Edelkötter und Alois Albrecht heißt es:
Kleines Senfkorn Hoffnung,
Mir umsonst geschenkt,
Werde ich dich pflanzen,
Dass du weiter wächst,
Dass du wirst zum Baume
Der uns Schatten wirft,
Früchte trägst für alle alle,
Die in Ängsten sind.
Kleine Träne Hoffnung
Mir umsonst geschenkt
Werde ich dich weinen
Dass dich jeder sieht
Dass du wirst zur Trauer
Die uns handeln macht
Leiden lässt mit allen allen
Die in Nöten sind
Viele Senfkörner Hoffnung wünsche ich uns allen in die Hände!
Bleibt behütet!
Foto: Alles muss klein beginnen …
Gestern. Bahnhof Itzehoe. Eine Durchsage: Wegen eines angekündigten Suizids verzögert sich die Weiterfahrt bis auf weiteres. – Ein Moment der Stille im Abteil. Hier und da ein leises Aufstöhnen. Bei mir auch – hatte ich doch eigentlich in Hamburg einen Termin! Andere wollten in Urlaub, waren auf dem Weg zur Schule, zum Arbeitsplatz, zu einer Behörde. Und doch blieb es erstaunlich ruhig. Gedanken waren bei dem, der Unbekannten, der/die dem Leben ein Ende setzen wollte. Was konnte geschehen sein: Liebeskummer? Eine Schuld, die untragbar scheint? Eine riesige Einsamkeit, die keiner merken wollte? Das Gefühl, nicht akzeptiert zu werden und keinen Fuß mehr auf den Boden zu bekommen? Angst zu versagen oder das Gefühl versagt zu haben? Jemand, der kapituliert angesichts der Katastrophenbilder von Krieg und Zerstörung? Ein persönlicher Schicksalsschlag, der das Leben hier und jetzt nicht mehr aushaltbar erscheinen lässt? Vielleicht etwas ganz anderes? So waren unser aller Gedanken wohl für einige Weile bei diesem unbekannten Menschen in seiner vielleicht dunkelsten Stunde. Irgendwann war klar: unser Zug fährt wieder zurück. Aber auf dem Nachbargleis geht es weiter. Richtung Hamburg. – Ich kam eine Stunde später als geplant an, aber mit meinem Termin ging noch alles klar. Und was war mein Termin, wenn ein ganzes Leben auf dem Spiel steht. Wie es ausging? Ich weiß es nicht. Ich hoffe gut. Für den Moment und für die weitere Zukunft. Jetzt, am anderen Morgen, schaue ich in den hellen Himmel, denke an den, die Unbekannte. Das Leben ist ein so kostbares, schönes Geschenk. Aber manchmal wird alles so viel. Hoffentlich können wir das rechtzeitig spüren, wenn es jemand neben uns so ergeht! Auch wenn wir die Einsamkeit eines letzten Entschlusses längst nicht immer verhindern können … Gott, komm du in alle Verzweiflung dieser Welt! –
Und ihr – bleibt gesegnet und behütet!
Foto: Tabea-Estelle Rohrmann – Blick von ihrem Arbeitsplatz aus über die Alster in Hamburg
Gestern war eine klare Botschaft in der Tageslosung zu lesen: „Wer dem Geringen Gewalt tut, lästert dessen Schöpfer.“ (Sprüche 14,31). Wieviel Lästereien werden täglich gegen Gott vollführt? Wie vielen wird Gewalt angetan, die dieser Gewalt hilflos ausgeliefert sind? Die Nachrichten zeigen uns die Bilder dazu: Krankenhäuser, Wohnblocks, ein Theater, in das viele Schutzsuchende geflüchtet sind, werden gezielt beschossen, Und selbst Menschen, die mit ihren wenigen Habseligkeiten auf der Flucht sind, müssen mit ständiger Angst vor gewaltsamen Übergriffen und Beschuss leben. Wie oft wird Gott jeden Tag verlästert? Nicht erst seit dem Krieg Putin-Russlands gegen die Ukraine. Hungernde Menschen in vielen Ländern dieser Erde, für die sich kaum eine Öffentlichkeit interessiert. Kinder, die in unserem Land missbracht werden, in ihren eigenen Familien oder in Institutionen wie den Kirchen. Menschen, denen zutiefst Unrecht geschieht, und viele könnten es wissen und keiner greift ein. Und vielleicht kannst du auch eine eigene Geschichte erzählen, wo dir Gewalt angetan wurde, und du warst dem so hilflos ausgeliefert. Es muss keine körperliche Gewalt sein, es können Worte sein, die verletzen, Gesten, die weh tun, Ausgrenzung, die dich viel Kraft kostet und das Gemüt so beschwert. – Mit all dem wird unser Schöpfer gelästert. Sagt die Bibel. Das heißt doch zugleich: hinter jedem, jeder, der, die so wehrlos zum Opfer wird, steht Gott persönlich. Gott will, dass wir einander mit Achtung und Respekt begegnen. Dass wir einander beistehen und helfen. Und dass wir besonders für die da sind, die Hilfe brauchen, weil sie gerade so viel mitmachen müssen im Leben – und die auch ein Recht darauf haben geholfen zu bekommen! – Was wir einem anderen antun, tun wir Gott an – sei es an Bösem oder an Gutem. Und Gott ist besonders bei denen, die in der Gesellschaft keine große Lobby haben. Die mit geringem Ansehen. Die haben es besonders verdient, dass wir Halt machen, uns ihnen zuwenden, ihnen aufhelfen, ihnen Hoffnung geben! Letzte Woche saß jemand bettelnd in der Fußgängerzone in Niebüll. Ich war so perplex in dem Moment. Ich habe es gar nicht gleich realisiert. Ich hatte es eilig. Ich ging weiter. Ich ärgere mich über mich. Da war Gott so nahe – und ich ließ ihn einfach hocken … Ich nehme diese Bibelworte mit in die neue Woche. Und hoffe, dass die Welt sich ändert. Und ich mich auch. Dass wir die vielen Weisen entdecken, in denen uns Gott gegenübersteht. Wo wir klagen: Gott, wo steckst du eigentlich - da sagt er: Ich bin dir längst begegnet. Und du hast mich nicht gesehen! – Bleibt behütet und achtsam! Da heute auch der Todestag von Meister Eckhart, einem mittelalterlichen Mystiker, ist, hier noch ein starkes Zitat von ihm: „Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart. Der bedeutendste Mensch ist immer der, der dir gerade gegenübersteht. Das notwendigste Werk ist stets die Liebe.“
Foto: Die Kirche der Brotvermehrung in Tabgha in Israel – wo Jesus sich Menschen, die Hunger hatten, zugewandt hat.
„Der Herr wird seinen Engel vor dir hersenden.“ (1. Mose 24,7) verspricht Abraham seinem Knecht, der sich auf eine weite Reise begibt – und Reisen waren schon immer und damals ganz besonders: gefährlich, zumal, wenn man alleine auf dem Weg war. Einen Engel vor dir hersenden – du bist nicht allein, einer zeigt dir den Weg, bereitet alles vor. Gottes Engel. – Was habt ihr gerade für Wege vor euch? Auf manchen Wegen kann man keinen irdischen Begleiter mitnehmen – um so wichtiger zu wissen: der Herr geht mit. Sein Engel ist dabei. Der Himmel sieht nach dir. Gott weiß den Weg. – Heute Nacht schlief jemand in Emmelsbüll mitten im Dorf auf einer Bank. Ein Versuch die Person anzusprechen, einzuladen mitzukommen, im Warmen etwa im Gemeindesaal zu übernachten, wurde dankend abgelehnt. Die Person, englischsprachig, wollte gerne draußen bleiben und in Ruhe gelassen werden. Am Morgen machte sie sich auf den Weg. Auf meiner Hunderunde bin ich ihr nochmal begegnet. Sehr freundlich wirkte sie. Ich hab keine Ahnung, wohin ihr Weg genau führt, sie sprach von Dänemark … Ich wünsche ihr einen Engel vor ihr her, der ihr hilft, dort anzukommen, wo sie bleiben kann. Und das wünsche ich allen, die unterwegs sind auf unsicheren Wegen. Auch den vielen auf der Flucht. Und dass unterwegs Menschen wie Engel da sind, die helfen, aufnehmen, Wege mitgehen, Stätten bereiten. Uns ist das in der Nacht nicht so richtig gelungen. Aber wir alle werden jeden Tag neu gebraucht.
Bleibt behütet!
In 9 Monaten ist Weihnachten. Ja, in neun Monaten. Und darum ist heute der Tag von Mariae Verkündigung – der Tag, an dem Maria erfuhr, dass sie schwanger ist und den Gottessohn gebären wird. Kein Gedanken momentan an Weihnachten? Zugegeben, das kann ich verstehen. Wir genießen die Sonne, die länger werdenden Tage und wollen jetzt gar nicht in die dunkle Jahreszeit zurück. Und Weihnachtsstimmung kann auch gar nicht aufkommen, wenn wir die Welt betrachten wie sie ist: grausame, menschenverachtende Zerstörung in der Ukraine, wie wir sie nie und nimmer im Herzen von Europa erwartet und dem russischen Herrscher zugetraut hätten. Und das unverhohlene Drohen mit dem Einsatz von Atomwaffen, das alle Humanitas – alle Menschlichkeit ad absurdum führt. Was haben wir entgegenzusetzen? Ein kleines Kind in der Krippe? Es ist das Kind, von dem Maria kurz nach der Begegnung mit dem Engel Gabriel, der ihr die Schwangerschaft verkündet, sagt: „Seine Barmherzigkeit währt für und für bei denen, die ihn fürchten. Er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn. Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. Die Hungrigen füllt er mit Güter und lässt die Reichen leer ausgehen. Er gedenkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf.“ Kein liebliches Baby, das niemand weh tut. Sondern ein mächtiger Herrscher, der Gottes Solidarität mit den Kleinen und Unterdrückten auf die Erde bringt und einmal dafür sorgen wird, dass , wer eben noch über Leichen geht, ganz klein da stehen wird, und wer eben noch am Boden lag, mit neuer Kraft aufersteht. Gott ist parteiisch – er hält es mit denen, denen Unrecht geschieht. Mit denen, die leiden. Mit denen, die am Leben bedroht und denen ihre Herzensmenschen genommen werden. Er steht dafür, dass einmal alles anders werden soll und Dinge sich umdrehen. Wenn wir das Kind in der Krippe vor Augen haben und die Seligpreisung: Selig die Sanftmütigen im Ohr – sollten wir diese Seite des Messias nie vergessen: er ist ein kämpferischer Anwalt der kleinen Leute und aller, die unterdrückt werden. Und fürchten müssen ihn die, die ohne Rücksicht über Leichen gehen. Vielleicht gar nicht so unpassend, unter diesem Blickwinkel heute mal an Weihnachten zu denken. Und vielleicht sich schon etwas zu freuen auf das Kind in der Krippe mit der gewaltigen Botschaft!
Seid behütet!
Foto: Mariae Verkündigungskirche in Nazareth
Heute einfach einmal einen schon recht alten
und doch wieder so aktuellen Liedtext
aus dem Jahr 1985.
Ich liebte damals dieses Lied.
Ich liebe es noch immer.
Eigentlich müssen wir nur die
Namen Chruschtschow und Reagan
durch Putin und Biden ersetzen …
Russen / Russians:
In Europa und Amerika , da ist ein wachsendes Gefühl von Hysterie, basierend
darauf, auf alle Drohungen zu reagieren,
die in den Reden der Sowjets vorkommen.
Präsident Chruschtschow sagt: Wir werden euch begraben.
Dieser Haltung kann ich nichts zustimmen.
Es wäre eine sehr ignorante Sache,
wenn die Russen auch ihre Kinder lieben.
Wie kann ich meinen kleinen Jungen
vor dem tödlichen Spielzeug von Oppenheimer beschützen?
Da ist kein Monopol auf gesunden Menschenverstand
uf einer der politschen Seiten.
Glaub mir, wenn ich dir sage, ich hoffe,
die Russen lieben ihre Kinder auch.
Es gibt keinen historischen Präzedenzfall,
um dem Präsidenten die Worte in den Mund zu legen.
Da ist keine Möglichkeit einen Krieg zu gewinnen
Es ist eine Lüge, die wir nicht länger glauben.
Präsident Reagan sagt: wir werden euch beschützen.
Ich kann diesen Gesichtspunkt nicht unterschreiben.
Glaub mir, wenn ich dir sage.
Ich hoffe, die Russen lieben ihre Kinder auch.
Wir teilen dieselbe Biologie,
ganz abgesehen von der Ideologie.
Was uns vielleicht beschützen kann, mich, und dich, ist:
Wenn die Russen ihre Kinder auch lieben!
Gebe es Gott! Bleibt behütet!