Tageslosung: „Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, die niemand zuschließen kann; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet.“ (Offenbarung 3,8)
„Setzen – 6“ in aller Regel hoffen wir ja einer solchen Beurteilung zu entgehen. Der Seher Johannes überliefert uns in seiner Offenbarung ganz am Ende der Bibel sieben Schreiben an Gemeinden. Und es ist so ein bisschen wie in der Schule: alle Gemeinden bekommen eine Beurteilung, wie sie sich als christliche Gemeinde so führen. Und- ich hätte Johannes nicht gerne als Lehrer gehabt -die Benotungen sind durch die Bank ziemlich katastrophal! Aber diese Gemeinde in Philadelphia bekommt eine gute Note. „Ich habe vor dir eine Tür aufgetan, die niemand zuschließen kann.“ Das ist mal eine Zusage. Und wenn du noch so viele Feinde hast. Oder dir selber im Wege stehst. Die Tür ist aufgetan. Gott will sein Heil über dir ausbreiten, das kann dir niemand mehr nehmen. Das klingt doch richtig gut. Und es geht weiter: „Du hast eine kleine Kraft.“ Auch in Philadelphia ist keine Über-Gemeinde! Ja, es wird nicht alles geleistet in der Gemeinde, nicht für jede Situation das passende Angebot vorgehalten, das schafft ja auch keiner. Wir haben alle nur eine kleine Kraft und sollten mit ihr haushalten. Aber die Gemeinde hat das wichtigste doch geschafft: Am Wort Gottes festzuhalten: „Du hast mein Wort bewahrt!“ – und Jesu Namen nicht zu verleugnen, sondern sich mutig zu ihm zu bekennen. So besteht diese Gemeinde vor den Augen des Johannes. Gottes Wort bewahren, das meint ja auch: Gottes Wort halten und weitergeben und daraus Trost und Hoffnung schöpfen. Und eben: Jesus nicht verleugnen. Das geschieht durch ein überzeugendes Tun, dass wir nicht nur reden von Gottes Liebe und von Vergebung, sondern genau das auch leben. Diese Gemeinde ist auf einem guten Weg, meint Johannes. – Und wir so? Das Wort bewahren, Jesu Namen nicht verleugnen – klingt gar nicht so schwer und ist doch eine Herausforderung für jeden Tag. Momentan, wo uns allen dieser Krieg in der Ukraine zu schaffen macht, gilt es: dem Entsetzlichen Worte zu verleihen, zum Gebet einzuladen oder manchmal auch zum gemeinsamen Schweigen als Zeichen an die Menschen in der Ukraine: wir denken an euch. Und es gilt zu handeln. Boykott gegen Russland, Unterstützung für Flüchtlinge aus der Ukraine, sich zu Wort melden. Jesus bekennen, der Menschen zusammenbringen will, der uns einlädt nicht noch mehr zu spalten, sondern auch zu versöhnen. Die Menschen aus der Ukraine, die hierher kommen, haben Gemeinden mit guten Noten verdient aus. Kirchengemeinden, politische Gemeinden, Hauptsache da sind Menschen mit Empathie, die für sie da sind, trösten, Mut zu sprechen, politisch aktiv werden, für Frieden werben, nicht nur schnacken, sondern handeln. Ein ganz schöner Anspruch! Aber: drunter dürfen wir es auch nicht machen!
Bleibt behütet!
Tageslosung: Den Herrn fürchten heißt das Böse hassen. (Sprüche 8,13) Den Herrn fürchten – nein, da geht es in der Bibel nicht darum mit Gott Angst zu verbreiten: Von wegen: Der liebe Gott sieht alles! Wie oft wurde Gott so gepredigt, dass der Mensch sich nur noch klein und verloren fühlte und Angst hatte vor diesem mächtigen Gott. Den Herrn fürchten – in der Bibel meint das Wort „fürchten“: Ehrfurcht haben. Gott achten. Daran denken, dass wir Menschen sind – fehlerhaft, nicht vollkommen. Dass wir nicht alles wissen über einander und andere, dass wir nicht richten, als wären wir Gott, dass wir uns nicht groß machen, sondern uns für keinen Dienst zu schade sind. Dass wir Respekt haben vor all dem, was Gott geschaffen hat: der Natur, den Pflanzen, Tieren und jedem Menschenkind, aus dem uns immer auch Gottes Augen entgegensehen. Denn der Mensch ist Abbild Gottes sagt die Bibel so geheimnisvoll, jeder Mensch trägt Gottes Handschrift, ist made by God und ist von Gott geliebt. Also darum Respekt voreinander, so zeigt man die Ehrfurcht vor Gott. Den Herrn fürchten heißt das Böse hassen – das könnte unser Gebet heute sein: Gott, hilf du mit, dass alle Menschen vor dir Ehrfurcht zeigen, indem sie einfach das Böse hassen und aufhören zu tun und dem Guten Tor und Tür öffnen! Gib, dass Putin und alle, die momentan Krieg und Gewalt vorantreiben und unschuldigen Menschen so viel Leid zufügen – anfangen dich zu fürchten und so alles Böse zu hassen und mit aller Gewalt aufzuhören. Und alle, die in unrechte Taten verwickelt sind, bitte hilf, dass sie dich finden, deine Liebe und so den Weg des Bösen verlassen. Und verzeih uns, wo wir das Falsche tun und dem Bösen Raum geben. Hilf uns dich zu fürchten, dich zu lieben und deinem Plan mit uns zu folgen.
Stellt euch vor. Es würde morgen passieren. Präsident Putin hält eine Fernsehansprache. Er sitzt mit vielen Kindern an einer langen Tafel. Die Ansprache wird in aller Welt übertragen. Und er sagt: Wir können nicht weiter Kiew bombadieren. Denn in einem der Wohnblöcke wohnt noch ein Mädchen. Die einzige Tochter ihrer glücklichen Eltern. Eine Bombe könnte versehentlich dieses zivile Ziel treffen. Diese Verantwortung könnte ich nicht tragen! Wir können nicht weiter Angriffe aus der Luft auf Charkiw fliegen. Die Stadt liegt schon so am Boden. Da sind Menschen total verängstigt in Bunkern. Sie harren tagelang schon aus. Und der Anblick der zerstörten Stadt treibt mir die Tränen in die Augen! Wir können nicht weiter mit Panzer gegen Mariupol vorrücken. Die Verteidiger sind so tapfer. Und die Stadt hat eine so kostbare Geschichte. Es ist schon viel zu viel zerstört worden. Das alles muss endlich aufhören! Wir können nicht weiter die humanitären Korridore vernachlässigen. Da ist eine Frau mit ihren drei kleinen Kindern. Sie ist auf der Flucht. Sie hat bisher so tapfer ihr Leben gemeistert. Sie hat es verdient diesen Krieg zu überleben. Und all die anderen, die jetzt fliehen, auch! Und ich habe doch auch mein Wort gegeben! Wir können nicht weiter gegen Kiew vorrücken. Da sitzt die rechtmäßig gewählte Regierung der Ukraine. Ihr Präsident ist ein wirklich tapferer Mann. Solche Menschen braucht diese Welt. Wir können nicht weiter Krieg führen gegen die Ukraine. Wir haben es schon viel zu lange getan. Die Menschen dort haben ein Recht auf Frieden. Am besten fängt er heute schon an. Wir können nicht länger mit Atomwaffen drohen. Meine Enkelkinder wollen doch auch noch auf dieser Erde leben! Meine Kinder schauen mich so fragend an. Wir wollen nicht länger Angst und Schrecken um uns verbreiten. Wir wollen lieber vorangehen und uns als russische Nation einen Namen machen: Im Klimaschutz. In der Ermöglichung von Freiheit. Dass es unsere Nachbarländer nicht länger von uns wegzieht. Niemand muss mehr Angst haben. Das Leben ist schön! Wir können nicht länger Journalisten ins Gefängnis werfen und die Wahrheit in Lüge verdrehen. Heißt unsere berühmte Zeitung nicht: Wahrheit? Ich werde nie wieder Lüge in Wahrheit verdrehen! Ich möchte eines Morgens wieder in den Spiegel schauen. Momentan kann ich es nicht. Das ist kein schönes Gefühl. Und ich muss doch einmal auch vor meinem Schöpfer stehen! Was soll ich ihm sagen, wenn er mich fragt: Wo ist all das Leben, das ich geschaffen habe? Stellt euch vor. Es würde morgen passieren. Oder besser heute schon. Die Welt würde den Hut ziehen und ein Freudenfest feiern. Große Wunden wären trotzdem noch da – aber sie bekämen eine Chance ganz langsam heilen zu können. Russland würde in blau-gelb erstrahlen. Und der Friede schaute wieder zur Türe hinein! Kein Kriegsverbrechen würde beschönigt. Aber der Richter würde am Ende seines Urteils sagen: Sehr spät, aber immerhin: ist der Präsident doch noch: Mensch geworden! Alles nur geträumt? Doch wenn alle dasselbe träumen – dann kann es geschehen! Und Gott – bei dir ist nichts unmöglich! Bleibt behütet!
Gerade hat Gott die Welt geschaffen und den Menschen in die Verantwortung entlassen gut für die Schöpfung wie für einen anvertrauten Garten gut zu sorgen, da passiert es. Kain schlägt seinen eigenen Bruder Abel tot. Mord aus Eifersucht. Und Gott stellt Kain zur Rede: „Wo ist dein Bruder Abel? Was hast du getan? Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zu mir auf der Erde.“ (1. Mose 4,11). – Gott lässt den Mord zu – er hat uns Menschen mit dieser abgründigen Freiheit ausgestattet das Gute genauso wie das Böse tun zu können, Leben bewahren wie Leben nehmen. Und doch hält er sich nicht einfach raus: er stellt den Täter zur Rede. Er ergreift Partei für das Opfer. Er erinnert, was da geschehen ist: jeder Mensch, der einen anderen umbringt, bringt einen Bruder, eine Schwester um! Und er versichert: Kein Sterben, kein Leid, kein Schreien, kein Unrecht wird unbeachtet in irgendeinem dunklen Winkel geschehen und ungesühnt bleiben: Die Stimme des Blutes schreit zu Gott! – Was für ein Geschrei wird Gott in diesen Tagen im Ohr haben. Das tausendfache Schreien von Menschen im Krieg. In der Ukraine wiederholt sich tausendfacher Brudermord. Während der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche, Kyrill, bisher scheinbar unverbrüchlich zu Präsident Putin steht, obwohl ihn jüngst erst der Vorsitzender der polnischen Bischofskonferenz gebeten hatte, an Putin zu appellieren den sinnlosen Krieg zu beenden (Zitat), haben sich Priester und Diakone der Russisch-Orthodoxen Kirche nun auch zu Wort gemeldet: mit einem flammenden Brief an die Kriegsparteien. Und darin wird auch aus der Geschichte von Kain und Abel zitiert:
„Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit von der Erde zu Mir; und nun bist du verflucht von der Erde, die ihren Mund aufgetan hat, um das Blut deines Bruders von deiner Hand aufzunehmen“, sagte Gott zu Kain, der neidisch auf seinen jüngeren Bruder war. Wehe jedem Menschen, der erkennt, dass diese Worte an ihn persönlich gerichtet sind. Kein gewaltfreier Aufruf zum Frieden und zur Beendigung des Krieges sollte gewaltsam unterdrückt und als Rechtsbruch betrachtet werden, denn so lautet das göttliche Gebot: „Selig sind die Friedensstifter.“ Wir rufen alle Kriegsparteien zum Dialog auf, denn es gibt keine Alternative zur Gewalt. Nur die Fähigkeit, den anderen zu hören, kann Hoffnung auf einen Ausweg aus dem Abgrund geben, in den unsere Länder in wenigen Tagen gestürzt wurden. „Lassen Sie sich und uns alle im Geiste des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe in die Große Fastenzeit eintreten. Stoppt den Krieg!“ –
Ein mutiger Aufruf – wie so viele Menschen momentan sich so mutig zeigen. Die, die ihre Freiheit verteidigen. Die Frauen, die in einer ukrainischen Stadt wehrlos auf einen russischen Panzer zugehen und ihn an der Weiterfahrt hindern. Die Demonstrierenden in Moskau und St. Petersburg, die mit diesem Einsatz ihr Leben riskieren. Wir müssen all diese mutigen Menschen hineinnehmen in unser Gebet. Das Blut unserer Schwestern und Brüder in der Ukraine schreit zum Himmel. Und Gott fragt nach: Wo sind eure Geschwister? Was wird Putin einmal antworten im letzten Gericht? – Und was – ja, was sollen wir sagen? – Bleibt behütet!
Foto: Eine Drohnenaufnahme von unserer Friedensmahnwache am Freitag – danke an Jorge und seine Familie für die Organisation dieser Mahnwache in Neugalmsbüll!
Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre. (1. Johannesbrief 3,8 )
Der Wochenspruch für die neue Woche. Die Werke des Teufels. Selten hatten wir wahrscheinlich dabei so viele schreckliche Bilder vor Augen wie in diesen Tagen. Und wir – viele beten, viele demonstrieren, viele läuten Glocken, viele spenden, manche fahren sogar an die Grenze zum Kriegsgebiet, bringen Hilfslieferungen hin, bringen Geflüchtete in Sicherheit. Dafür ist Gottes Sohn erschienen. Regierungen liefern Waffen gegen diese militärische Übermacht. Freiwillige fahren in die Ukraine um dort den bewaffneten Kampf derer, die für ihr Land und ihre Freiheit ihr Leben aufs Spiel setzen, zu unterstützen. Und wir hoffen, dass es gelingen wird, so schnell wie möglich, das Treiben des Teufels zu stoppen und sein Wirken wirklich zu zerstören!
Bleibt behütet!
„Und was soll das bringen?“ – Fragt ein Konfirmand, als ich in der letzten Stunde von einer Mahnwache vor der Neugalmsbüller Kirche erzählte und vom Friedensläuten, das am Donnerstag Mittag stattfand. Ja, was soll das bringen für die Menschen in der Ukraine, das hatte er ja im Hinterkopf bei der Frage. „Die brauchen Waffen und Ausrüstung, keine Gebete“, schob er so sinngemäß noch hinterher. – Und er ist ja nicht der erste, der so fragte. Wenn Kirchengemeinden in den sozialen Netzwerken zu Friedensgebeten einladen, schreibt häufig mindestens einer oder eine der User*innen ganz ähnlich: Was soll das bringen? – Klar ist: Gebete ersetzen kein Handeln. Aber aus unserer christlichen Sicht ist ein Gebet kein Blabla und auch keine Gewissensberuhigung. Mit tut es gut bei einer Mahnwache, einem Gebet mit anderen zusammenzustehen: wir sind nicht so allein mit der eigenen Hiflosigkeit! Es ist für mich so kostbar, unser Herz vor Gott ausschütten zu können. Die Ohnmacht, die wir fühlen, die Bilder, die auch uns hier nicht einfach schlafen lassen, die Not der Menschen dort, von denen wir manchmal sogar jemand kennen: das zerreißt auch uns und muss raus. Ich glaube, Gott hört unsere Gebete und versteht unsere Seufzer. Mir tut es gut mich an Gott zu wenden, da wo ich momentan nicht viel tun kann. Er ist unsere höchste Instanz, die wir im Glauben haben. Er ist der Weltenrichter, vor dem sich jede und jeder einmal verantworten muss, auch Diktatoren, die die Weltgemeinschaft vor keines ihrer Gerichte gezogen bekommen. Er ist der Anwalt der Opfer, der einmal alle Tränen, Wunden, Schmerzen zur Sprache bringen wird, die momentan einfach geschehen, oft genug sogar nicht einmal gesehen in den sozialen Netzwerken. Und er ist auch meine Hoffnung, dass er Herzen bewegen kann. Vielleicht auch das Herz eines Putins. Alle Begegnungen auf politischer und diplomatischer Ebene führten bisher zu keinerlei Erfolg, und dennoch waren sie wichtig – es ist wichtig alles zu probieren. Wieso sollte ich mich da nicht auch weiter an Gott wenden, vielleicht kann doch etwas passieren zum Besseren hin. Und dann höre ich auch von Menschen aus der Ukraine, dass es für sie wichtig ist, dass wir etwas tun – aber auch, dass wir auf die Straße gehen, demonstrieren, schweigen, Glocken läuten, beten. „Wir sind dankbar für eure Gebete, für die militärische und humanitäre Hilfe eurer Länder, für jede Person, die geflüchteten Menschen hilft oder sich an Anti-Kriegs-Demonstrationen beteiligt.“, so schrieb das Weltgebetstagsfrauenteam aus der Ukraine in diesen Tagen. Und aus dem russischen Weltgebetstagskomitee kam die Nachricht: „Wir beten für unsere Brüder und Schwestern in der Ukraine. Mögen diese furchtbaren Zeiten bald ein Ende haben.“ Ich kann nicht beziffern, was Gebete ausrichten. Ich kann nicht messen, wie viel Kraft sie Menschen in Not geben können. Aber ich glaube, dass sie niemals umsonst sind. – „Und was soll das bringen?“ – Ja, ich weiß nicht genau, was. Ich brauche das momentan für mich. Und ich hoffe: es ist nicht umsonst. „Es ist aussichtslos“, ist kein Glaubenssatz. – Mit den Konfirmandinnen und Konfirmanden aber luden wir das Kirchenauto voll mit Hygieneartikeln und Kleidung und Spielsachen und anderen Hilfsgütern und brachten die Sachen zu Joachim Hansen und Maike und ihrem Team für den großartigen Hilfskonvoi Richtung Polen. Dass das etwas bringt, darüber mussten wir keinen Moment diskutieren. Ein Segen, dass es solche Menschen wie Koja und Maike gibt! – Bleibt behütet!