Liebe St. Gallus-Kirche in Neugalmsbüll, fast fünf Dutzend Kirchen gibt es in Deutschland, Österreich in der Schweiz mit diesem Stifternamen. Du wurdest benannt nach dem irischen Mönch Gallus, der um das Jahr 610 in Begleitung des irischen Mönchsvaters Columban an den Bodensee kam. Als seine Gefährten zwei Jahre später nach Italien weiterzogen, blieb Gallus am Bodensee zurück. Er suchte einen einsamen Ort, um ein asketisches Leben zu führen. Aus der Eremitensiedlung des heiligen Gallus erwuchs das Kloster St. Gallen. So beschreibt das Internetportal „Sanktgallus.net“ die Namensherkunft und hat alle St. Gallus-Kirchen aufgeführt.
Der Heilige St. Gallus ist nie in unseren Landen gewesen – die Namensgebung für Dich geschah in Anlehnung an die enthaltenen Buchstaben in der Hallig Galmsbüll, deren Rechtsnachfolger Du wurdest und Deine Erbauer haben zwischen 1870 und 1890 lange um den Standort und um die Baufinanzierung verhandelt. Beinahe hätte man Dich neben dem alten Feddershafen westlich des Mühlendeiches erbaut, wenn da nicht ein besorgter Einspruch vom Eckhofbesitzer gekommen wäre. Nun stehst Du schon seit 130 Jahren in Neugalmsbüll und Deine Bauart hat Dich weit über unsere Gemeindegrenzen bekannt gemacht.Heinrich Moldenschardt Etwas Besonderes sollte es werden, dafür sorgte der damalige Koogsinspektor Christian Sibbern Melfsen, als er den renommierten Kieler Architekten Heinrich Moldenschardt mit den Planungen beauftragteMit der Innenanlage in Sgraffito-Putzart erhieltest Du eine Ausstattung, die man in ganz Europa in seiner Vollständigkeit nicht mehr sehen kann. Sorgen bereitete dieser Putz seit dem immer, weil er nicht salzresistent ist. Herr Moldenschardt arbeitete sehr eng mit dem Flensburger Möbeltischler Heinrich Sauermann der alle Holzinventarien lieferte.
Heinrich Sauermann Besondere Verspieltheit des Architekten dieser besonderen Historismus-Dekade zeigten sich in den vielen Formsteinen im Verbau an den Säulen und Wänden. Schon sehr früh habe ich mich für Deine Besonderheiten begeistern können und Du hast uns alles abverlangt, was technisch und finanziell möglich war, um Dich zu erhalten. Schon nach 60 Jahren erhielt Dein Turm eine neue Steinverblendung in einfacherer Art, weil Herr Moldenschardt auf Wasserspeier zur Dachentwässerung gesetzt hatte. Du wurdest unansehnlich, die Steine und Fugen blühten in der Nordseeluft aus. Der Neugalmsbüller Maurermeister Jens Johannsen verpasste Dir 1950 eine neue Turmmauer. Und um 1980 musste im Innenbereich sehr viel getan werden. Im Jahr 2000 erhieltest Du ein neues Schieferdach, zum Teil mit Schindeln aus China, schon bei Deiner Erbauung kamen sie von dort. In den letzten 25 Jahren durfte ich mithelfen, dass Du uns baulich erhalten bleibst. Viele Gedanken haben wir uns im Kirchenvorstand um Dich gemacht. Immer hatte der Denkmalschutz ein besonderes Auge auf Dich gerichtet. Wir gönnten Dir eine neue Heizung, restaurierte Fenster, eine nicht immer funktionierende automatisierte Turmuhr, eine neue Beleuchtung und ein vollkommen überarbeitetes Eingangs- und Außengelände. Es machte mich stolz für Dich, dass hierbei die Windkraftstiftung Galmsbüll und die Kommune Galmsbüll entscheidend halfen. Und Du kannst Dich freuen, dass man jährlich für Deinen Erhalt spendet und man Dich sogar zu einem Erben eingesetzt hat. Aus meiner besonderen Anrede für Dich magst Du erkennen, welchen Stellenwert Dein Gebäude bei mir einnimmt – in den letzten 10 Jahren musst Du diesen mit der Emmelsbüller Rimberti-Kirche teilen. Aber sei unbesorgt, unsere Sympathien reichen für Euch Beide. Wir wünschen uns, dass unsere Gemeindemitglieder das auch so sehen und freuen uns auf die nächsten Kirchenjubiläen.
Rolf Wiegand
Mein Lieblingsbild
Kameratricks bei der neuen Beleuchtung des Kirchenschiffs