Eigentlich ist das gar nicht vorstellbar: unser Kirchengemeinderat Emmelsbüll-Neugalmsbüll ohne Rolf Wiegand als Vorsitzenden!Rolf Wiegand bei der Vorstellung der 125. Jahr-Chronik der St. Gallus Kirche
Denn wenn etwas zu planen ist, wenn die Turmuhr in Galmsbüll nicht schlägt, wenn der Herd in der Pastoratsküche in Emmelsbüll kaputt ist, wenn der Gemeindebrief in einem Haushalt nicht ankam, wenn über eine Spende für Flutopfer zu entscheiden ist – Rolf ist es, den man jederzeit anrufen kann und der sich sofort kümmert! Seit nunmehr 30 Jahren ist Rolf Wiegand Mitglied des KGR Neugalmsbüll – 30 Jahre, das sind fünf Amtsperioden! – und seit 1997 Vorsitzender des Kirchengemeinderates von Neugalmsbüll, nach der Fusion der Kirchengemeinden Emmelsbüll und Neugalmsbüll auch Vorsitzender des neu gebildeten gemeinsamen Kirchengemeinderates.
Und er ist Vorsitzender mit so viel Herzblut und Engagement, dass er aus unserem Gremium nicht wegzudenken ist! Rolf hat so viel angepackt in diesem langen Zeitraum, dass es eine eigene Gemeindebriefausgabe füllen würde alles aufzuzählen. Unterstützt durch das Gemeindebüro, war es Rolf, der einen großen Teil der Verwaltungsangelegenheiten der Kirchengemeinde – und das sind nicht wenige – abgewickelt hat. Ich behaupte mal: kaum eine Kirchengemeinde des Kirchenkreises hat ihren Pastor so sehr von Verwaltungsarbeiten entlastet, wie ich das in Emmelsbüll-Neugalmsbüll erleben darf. Rolf liegen auch die beiden Kirchbauten sehr am Herzen. In Neugalmsbüll wurde kurz nach seinem Amtsantritt Anfang der 90er Jahre bald eine neue, gasbetriebene Kirchenheizung eingebaut. Im Jahr 2000 gelang die große Außenrenovierung der St. Galluskirche mit einem Kostenvolumen von einer halben Million DM – unter anderem wurde das Dach neu eingedeckt und alle Wasserleitungen erneuert. Es folgten die Orgelrenovierung und die Restaurierung der Fenster im Südbereich der Kirche. All diese Aufgaben maßgeblich von Rolf initiiert, begleitet, umgesetzt! Er kümmerte sich immer um die historische Turmuhr der Kirche. Auf seine Initiative hin gelang es im Mai 2010 sie wieder zum Laufen zu bringen. Lange Zeit stieg Rolf jede Woche zweimal die vielen Stufen zur Turmuhr empor um sie aufzuziehen! Jahr 2014 konnte dann endlich ein elektrisches Geläut eingebaut werden, aber die Wartung der Turmuhr war weiterhin in Rolfs Händen bestens aufgehoben. Auch im Pastorat Neugalmsbüll wurde umfangreich saniert, bis es im Jahr 2010 verkauft wurde. Im ehemaligen Leichenhaus auf dem Friedhof baute Rolf eigenhändig eine Toilette und einen Sozialraum ein und errichtete später einen Geräte- und einen Traktorschuppen auf dem Friedhof in Neugalmsbüll.
Im Kirchenkreis brachte sich Rolf in zahlreichen Ehrenämtern weit über unser Kirchspiel hinaus ein. Bereits im Jahr 2003 wählte ihn die Synode Südtondern in den Kirchenkreis-Finanzausschuss, später auch in den Bauausschuss. Rolf war maßgeblich beteiligt an den Vorgesprächen zur Fusion der Kirchenkreise Eiderstedt, Bredstedt-Husum und Südtondern, leitete die Untergruppe Finanzen, wurde nach der Fusion zum Ersten Vorsitzenden des Finanzausschusses des neugebildeten Kirchenkreises gewählt. Gleichzeitig wurde er 2009 zum stellvertretenden Vorsitzenden des Bauausschusses des Kirchenkreises gewählt und besuchte in dieser Eigenschaft bald alle Kirchen des Kirchenkreises. Außerdem wirkte Rolf im Pfarrstellenplanungsausschuss mit.
Rolf Wiegand während der 250Jahr-Feier für die Rimberti-Kirche als schrulliger Diakon Kammermeyer (er wirkte hier um 1602) in einer Dialogpredigt mit Pastor Gerald Rohrmann.
Die Mai 2012 vollzogene Fusion der Kirchengemeinden Emmelsbüll und Neugalmsbüll war ebenfalls eine Herzensangelegenheit von Rolf. Kräfte zu bündeln, Finanzen zusammenzutragen, Synergieeffekte zu nutzen, das alles in weiser Voraussicht, dass kleine Kirchengemeinden auf Dauer kaum überlebensfähig sein werden – das trieb Rolf an, und es gelang ihm mit seiner umsichtigen, kommunikativen Art auch anfangs skeptische Mitstreiterinnen und Mitstreiter der beiden Kirchengemeinderatsgremien von diesem Ziel zu überzeugen. Die finanzstärkere Kirchengemeinde Neugalmsbüll unterstützte mit ihren Geldern Renovierungen in der Emmelsbüller Kirche und im Emmelsbüller Pastorat – „mein“ und „dein“, das gab es nach dieser Fusion nicht mehr, „unser“ war das entscheidende Schlagwort und zeigte auf, wie sehr diese Fusion am Gelingen war! So machte sich Rolf nun auch um die Emmelsbüller Kirche verdient – der Anstrich der Kirche, die Außensanierung der Kirchenwände, die Sanierung des Emmelsbüller Kirchturms, Rolf war immer federführend mit dabei. Das Pastorat in Emmelsbüll wurde umfangreich saniert und das Reetdach neu eingedeckt. In diesem Jahr initiierte Rolf noch ein großes Projekt in der Emmelsbüller Kirche: der Umbau der Empore und ein neuer Aufgang zur Orgel. Ohne sein unermüdliches Anpacken, Nachfragen, Telefonieren und Mailen mit dem Kirchenkreis, Informieren aller Mitglieder des Kirchengemeinderates wäre diese Baumaßnahme niemals so zügig und so beeindruckend vonstattengegangen, wie es jetzt der Fall war.
Rolf hat Pastoren kommen und gehen sehen – Er war auch für mich und meine Familie die erste Bezugsperson, als wir uns für eine Bewerbung in Emmelsbüll interessierten. Als wir Rolf kennenlernen durften, gab es für uns kein Zögern mehr. Die Empathie, mit der er uns begegnete, das Interesse an unseren Belangen, sein Einsatz, dass das Pastorat noch ein weiteres Dachgeschoss-Zimmer bekam, seine Unterstützung bei unse- rem Einzug und unserem Ankommen hier vor Ort war sagenhaft. Und bis heute ist es so geblieben: wenn wir als Pastorenfamilie ein Anliegen haben, können wir zu Rolf kommen und uns genauso auch an den Kirchengemeinderat wenden: wir finden offene Ohren! Schon längst ist Rolf beruflich im Ruhestand – dafür forderte ihn sein Ehrenamt als Kirchengemeinderatsvorsitzender bald wie ein Vollzeitjob! 25–30 Wochenstunden für die Kirche waren keine Seltenheit – Arbeiten etwa an der Emmelsbüller Kirchenchronik oder an der St. Gallus-Chronik noch gar nicht mitgerechnet. Und dann ist da noch unser Gemeindebrief – Rolf stellt die Ausgaben zusammen, recherchiert, bringt Artikel ein, ist für das Layout verantwortlich, und das schon über viele Jahre hinweg.
Schon länger hatte Rolf für sich entschieden den Vorsitz in der laufenden Legislaturperiode abzugeben. Er weiß sich bei seiner Ehefrau Marianne im Wort, die sein Engagement immer mitgetragen hat! Nun endlich will er etwas mehr Zeit haben für eigene Hobbys wie das Fotografieren – und natürlich für seine Ehefrau, die Kinder und Enkelkinder. Und wie alle Dinge, die Rolf tut, regelte er sehr umsichtig auch seine Nachfolge. Dass wir niemanden finden, der mit dem Erfahrungsschatz von Rolf und mit der Möglichkeit so viele Stunden jede Woche für die Kirche zu investieren, in seine Fußstapfen schlüpfen kann, war ihm selber bewusst. Frühzeitig bemühte sich Rolf ein Team aufzubauen, dass seine Nachfolge antreten kann. Mit Volquard Petersen, Sigrid Brandenburg und Anke Schütt erklärten sich drei Mitglieder unseres Kirchengemeinderates bereit dieses Team zu bilden. Diese trafen sich die letzten Monate regelmäßig mit Rolf, um in die verschiedensten Aufgaben, die ein Vorsitzender, eine Vorsitzende wahrzunehmen hat, gut eingeführt zu werden. Da dennoch eine Person offiziell „den Hut aufhaben“ und den Vorsitz des Kirchengemeinderats innehaben muss, wählte der Kirchengemeinderat auf seiner Sitzung am 28. Juli 2021 nun als Nachfolgerin für Rolf: Anke Schütt aus Galmsbüll. Ganz herzlichen Glückwunsch und Gottes Segen wünschen wir für ihr Amt. Gleichzeitig wird sie dieses Amt weiterhin gemeinsam mit Sigrid Brandenburg und Volquard Petersen ausüben. Eine Person ist benannt, drei Personen füllen das Amt aus, und Rolf ist noch immer als Ansprechpartner im Kirchengemeinderat greifbar: Glücklich eine Gemeinde, die auf solche Weise geleitet wird. Glücklich ein Pastor, der sich in einen solchen Kirchengemeinderat eingebunden weiß!
Das Bild zeigt von links: Sigrid Brandenburg, Anke Schütt, Volquard Petersen nach der Wahl.
Alles Gute, lieber Rolf, Dir und Deiner Ehefrau: für etwas mehr freie, gemeinsame Zeit! Viele segensreiche Spuren in unseren Orten und Kirchen werden weiterhin ganz viel von Dir zu erzählen haben!
Am Sonntag, 26. September, 15 Uhr werden wir Rolf Wiegand in einem Gottesdienst mit anschließendem Kaffee und Kuchen in der Emmelsbüller Kirche verabschieden und Anke Schütt ins Amt einführen. Wir laden Sie dazu herzlich ein.
Gerald Rohrmann, Pastor