Predigt von Gerald Rohrmann in Reimform zum Musikthema: „Blowin‘ in the wind“,

gehalten in der Kirche zu Klanxbüll:

Danke an Ines Johannsen für ihr wunderbares textbegleitendes Orgelspiel.

 

1) Wie lang ist es her, dass du das Wort Corona noch nicht kanntest oder es nur als Fremdwort neben tausenden hast gehört?

Wie lang ist es her, dass kein Gedanke an Ansteckung deine Umarmungen mit lieben Menschen hat gestört?

Wie lang ist es her, dass du hinter der Theke deiner Gaststätte standest. Bereit für die 100 Gäste der Geburtstagsfeier: sie waren dir jeden Einsatz wert!

Die Antwort weiß vielleicht der Wind, doch deine Seufzer und Fragen haben jetzt ihre Zeit:

Gott kommt zu dir in allen Schmerz und alle Einsamkeit.

 

 2) Wie lang ist es her, dass du spontan sagen konntest, das Wetter ist schön, wir fahren nach Dagebüll, setzen über auf Föhr!

Wann war er, dein letzter Ausflug mit der Familie Richtung Strand, mal schnell mit dem Zug auf Sylt, es kommt dir vor, als wär es Jahre her!

Hast du an Weihnachten nicht noch Urlaubspläne geschmiedet. Ein lohnendes Reiseziel für den Sommer, möglichst weit, die Auswahl fiel schwer.

Manchmal kommt es ganz anders im Leben, und all unsere Träume und Pläne führen nicht zum Ziel,

sei dankbar: du bist gesund! Hast Menschen! Du darfst leben! Das ist ganz schön viel!

 

3) Wie lang ist es her, dass du an die Arbeit gingst und dir keine Gedanken machtest: komme ich auch wirklich wohlbehalten wieder nach Haus!

Wie lang ist es her, dass du dich nicht komplett in Schutzkleidung hast hüllen müssen, heute siehst du an der Arbeit so verändert aus!

Wie lang ist es her, dein letztes freies Wochenende, momentan bist du im Dauereinsatz, und manchmal erhältst du für deine Systemrelevanz einen Applaus!

Du weißt längst, wofür du da bist, jedes Strahlen eines Heimbewohners bringt dich aus dem Haus.

Nur der Gehaltszettel sieht leider noch immer viel zu dürftig aus!

 

4) Wie viele Menschen schlafen derzeit ganz schlecht ein, weil ihr Herz von Existenzsorgen so schwer!

Wie viele vereinsamen hinter Pflegeheimmauern, vermissen ihre liebsten Angehörigen so sehr!

Wie viele ertragen es kaum noch nur auf Bildschirme zu schauen im Gespräch mit lieben Menschen, ein Smartphone in der Hand ist kalt – das ist nicht fair!

Die Fragen trägt der Wind davon, und manches kann man so schwer erklärn.

Doch dein Gott hält keinen Abstand zu dir, flüstert: Ich bin bei dir Tag und Nacht, das kann uns niemand verwehrn!

 

5) Wie vielen Familien bringt die Belastung längst an Grenzen: Homeoffice und gleichzeitig die Schulen zu, die Kids zu Haus!

Denkst du an die Alleinerziehende, die arbeiten und ihre Kinder rund um die Uhr betreuen muss: sie sieht abends fix und fertig aus!

Wie vielen Kindern fehlt das Spielen mit Freunden vor der Tür, und was ist mit dem Jungen, dessen Vater ihn oft schlägt mit Gürtel und Faust?

Ich wünsch mir so sehr, dass du, Gott, diese Kinder beschützt, und dass du über ihre Tränen und ihr Weinen wachst:

dass du ihnen einen Lichtblick gibst und bald wieder mit all deinen Menschenkindern lachst!

 

6) Wie lange ist er her, der letzte Gottesdienst mit Euch hier in einer unsrer Kirchen: wir haben gesungen und gebetet und mussten nicht auf Abstand machen!

Es gab am Ausgang noch Tee und Plätzchen, Tanja hat das vorbereitet, und so war Zeit auch noch zum Schnacken!

Heute sollte hier Konfirmation stattfinden, ihr Konfis habt euch so darauf gefreut, alles war schon geplant, ihr wolltet feiern, es sollte mächtig krachen!

Wir holen das nach, ihr sollt noch feiern, doch seid auch schon bis dahin ganz gestärkt:

Gott verspricht schon heute: ich werde immer mit euch sein, und ich wünsch so sehr, dass ihr das merkt!

Denkt dran: Es werden Berge weichen, Hügel fallen, die Erde kann erbeben:

Doch Gott sagt: Ich will dir Kraft und deinem Leben Hoffnung geben.

 

7) Gott, du mein Gott, du scheinst dieser Welt mit einem Mal so fern – und Jesus versprach uns doch: er ist alle Zeit für uns da?

Hier ist so viel Leid, und Menschen sterben an dem Virus, und so ist es auf der ganzen Welt, und wir fragen bang: wie soll das mit dem Virus erst werden in armen Ländern, in Afrika!

Mit einem Mal merken wir Versäumnisse: wir haben uns viel zu wenig umeinander gekümmert, nahmen die Ungerechtigkeiten vor unserer Haustür und die Armut in der Welt kaum richtig wahr:

Doch in diesen Coronazeiten merken wir, wie verletzlich, wie machtlos, auch wie sterblich wir alle sind:

Und so kommen wir zu dir: Du bist doch unser Papa im Himmel, und jeder von uns dein Kind!

 

8) Gott, wir wissen nicht, wann die Zeit nach Corona anbrechen wird: doch bewahre uns davor dann einfach so wie vorher weiter zu machen!

Gerade atmet die Natur so auf, und Tiere erobern sich Lebensräume zurück: Lass uns in Sachen Klimaschutz und Bewahrung des Lebens auf der Erde endlich aufwachen!

Es schwirren noch viele Viren durch die Welt: Hass, Intoleranz, Ausbeutung und wie sie alle heißen: sie gehören dazu, sie können so viel Zerstörung auf der Welt anfachen:

Gott, lass uns zusammenrücken, für Gerechtigkeit eintreten, dem Hungern und Sterben auf der Welt nicht länger zusehn.

Corona lehrt uns doch: wenn wir zusammenhalten: kann es gehen! Dann können wir einer besseren Welt entgegengehn!

 

9) Was wirst du daheim als erstes tun, wenn Corona besiegt ist: Oma und Opa, deine Familie und Nachbarn einfach ganz eng an dich drücken?

Wirst du verreisen an ein schönes Ziel oder dich mit deinen Freunden treffen, grillen oder irgendwo am Strand in Freundesrunde schweigend in den Sonnenuntergang blicken?

Wirst du essen gehen, ganz chic im Lokal, oder tanzen in der Diskothek, oder ein Dankgebet gen Himmel schicken?

Freue dich schon heute auf den Tag, mal ihn dir aus in bunten Farben, wunderschön!

Und hab Geduld, wenn es noch dauert, Gott wird dir zur Seite stehn!

 

10) Wie viele Wege musst du nun noch gehn, von Sorgen und Angst bewegt?

Komme, was wolle, du hast einen Gott, der dir das Leid nicht schickt, sondern dich durch alles Leid trägt!

Wie viele Träume brauchen jetzt noch Zeit, bis sich die Zeit ihrer Erfüllung über sie legt?

Gott sagt: Es werden Berge weichen, Hügel fallen, die Erde kann erbeben:

Doch ich will dir Kraft und Standfestigkeit und deinem Leben Hoffnung geben.

Und du hast Gemeinde hier vor Ort, wir werden für einander beten! Keiner muss alleine durch, wir wollen für einander eintreten!

Und siehst du jetzt vor lauter Sorgen noch gar nicht den nächsten und übernächsten Schritt:

Gott sagt: Wir werden ihn gemeinsam finden: denn vertraue, ich dein Gott: gehe mit!